d j a n e t e u t o n i a " ...die ROCKPOP-Guitarre veraendert die Konstruktion von Koerpern, so koennen Brueste eine ungewohnte Ablage finden und dadurch doppelt imposant hervorgebracht werden......." ..im Gespraech mit Sol Haring ueber die ROCKPOP-Guitarre im Lichte des Gender-Diskurses...... >>>>>>>Sol Haring ist Sozialwissenschaftlerin, Musikerin und Mitglied der KuenstlerInnengruppe 42 (oder so). mit SOL unterhielt sich djane teutonia am Rande eines Konzertes der beruehmtesten Grazer Fem-Glam-Pop-Combo: GIRL JAM DJT: Das identitaet-begehrende, identitaet-versprechende, identitaet-verzehrende Subjekt des ROCKPOP BETREIBENDENS verwendet zu diesem Zwecke (Produktion von Pop als Identitaetsbestiftung) gerne & haeufig ein technologisch anachronistisch anmutendes Instrumentarium, welches aber - aus gewissen Gruenden, denen wir hier auf der Spur sind - sich trotzdem der weiten Beliebtheit des Pop-Subjekts erfreut; die Rede ist von der ROCK/POP-GUITARRE. liebe SOL, ....wie koennen sie sich das erklaeren, diese weit verbreitete Beliebtheit dieses Anarchronismus & wie halten sie es selbst, das Geraet?: SOL: Die eigentliche Frage ist: "noch drei Wochen bis zum Konzert...was ist leichter: ein paar Kilo abnehmen oder Gitarre spielen lernen? " also koennten wir auch davon ausgehen, dass die POP/ROCK GITARRE, wenn an richtiger Stelle angebracht auch sehrwohl die Konstruktion von Koerper veraendert, z.B. Koerperteile verschwinden laesst bzw. etwas Unliebsames verdeckt oder besonders hervorhebt. So koennen Brueste eine ungewohnte Ablage finden und dadurch doppelt imposant hervorgebracht werden, andererseits koennen Baeuche zu TELECASTER-Baeuchen werden (fuer ecklige Konzertpickel am Kinn empfehle ich das Spielen der MUNDHARMONIKA). Die Veraenderung des Koerpers kann dabei nicht nur durch Hoeheneinstellung hervorgebracht werden, sondern auch durch den Einfallwinkel des Gitarrenhalses. (zum Beispiel koennten sich von diesem eventuelle Stimmungsaenderungen ablesen lassen). Wiederholt sich dieses Koerperumkonstruktion, so kann es sein, dass sie von aussen schliesslich naturalisiert wird und die Gitarre nicht mehr von der SOL getrennt gesehen werden kann (J.BUTLER nennt das performatives Hervorbringen von Identitaet...). DJT: Dann haetten Sie, verehrte Frau SOL, aber ein Problem: Nach der THEORIE DES PHALLOZENTRISCHEN GUITARRISSMUS - die besagt, dass Guitarren bevorzugt von sogenannten maennlichen MitbuergerInnen zur sexuellen Identitaets- Steigerung eingesetzt werden - waeren sie infolge der von ihnen beschriebenen Naturalisierung eindeutig maskulin codiert... die Theorie des phallozentrischen Guitarissmus kann ja auch die Verwendung der Guitarre durch maskuline PopRock-Subjekte sehr gut beschreiben & analysieren, bei der Verwendung derselben (Guitarre) durch feminine PopRocksubjekte versagt sie des oefteren; ich moechte Ihnen einige Erkenntnisse der phallozentrischen-Guitarrissmus-Forschung darlegen: Bei maskulinisierten PopRockSubjekten haengt die Guitarre tendenziell tief, bei femininisierten PopRockSubjekten eher hoch. Zweiteres hat folgenden Grund - neben denen von Ihnen beschriebenen koerper-konstruierenden: Beim Fem-PopRockSubjekt wird die Guitarre eher als Brustpanzer eingesetzt: Die Guitarre dient hier zur Abwehr des maskulinen Penetrierungs-Dranges aus dem Publikum, der eben durch die lieblichen Klaenge dieser Guitarre + den sirenenhaften fem-Gesaengen hervorgerufen wird... anders schaut`s ja im Rrriot-Grrrrlism aus....da gibt es keine suesslichen Gesaenge & die Guitarre haengt verdaechtig tief.... ..............(kreative Schweigepause, in der die Haengehoehe der Guitarren der gerade auf der Buehne performierenden GIRL JAM minutioes studiert wird).... DJT: also....die Haengehoehe der Guitarre ist wichtig fuer die Identitaet des RockPop betreibenden Subjekts..... Jetzt haengt aber zb. BB Kings Guitarre auch hoch..... + Blues ist ja erwiesenermaszen meist voll sexistisch...... wie laesst sich dieser Widerspruch erklaeren? schauen wir genauer hin: denn: BB Kings Guitarre heisst "Lucille" und nicht etwa "Johnny".... es liegt hier also eher folgende Vermutung nahe: In der Phantasie des maennlichen Guitarristen muss unterschieden werden zwischen: 1. - die Guitarre als Fick-Instrument 2. - die Guitarre als geficktes Instrument in Kategorie 1 fallen meist die Hard-Bodie-E-Guitarren, also fest + hart im vollen Koerper + Klange in Kategorie 2 fallen die semi-akustischen E-Klampfen, die zerbrechlich, leicht + weich im hohlen Koerper & Klange groesser SOL: Zu Ihren Worten: die Gitarre als Fickinstrument/als geficktes Instrument: Liebe Teutonia! Sie problematisieren in entzueckender Weise eine Zuschreibungspraxis: "maskulin codiert". Sehen wir dies hier in unseren theoretischen Ausfuehrungen als EINE moegliche Art der Codierung (auch wenn diese auf gesamtgesellschaftliche Strukturen zuzutreffen scheint), so bin ich bereit, diese Zuschreibung dann anzunehmen, wenn auch ich in diesem Fall mehrere Regeln (oder Muster) erkennbar werden: eine Frau (wenn eindeutig erkennbar) mit Gitarre (das ist der Fall), eine Frau setzt die Gitarre als Identitaetshervorbringer ein (das ist eine Regel), naemlich um ihre maskuline Seite darzustellen (das waere ein Schluss oder Resultat)...... DJT: .......im Sinne des Phallozentrischen Guitarrissmus. Es ist vollkommen klar, dass die Zuschreibungspraxis "maennlich codiert" nur EINE moegliche ist. Ich habe sie ja auch explizit + ausschliesslich im Rahmen der sexistischen Theorie des Phallozentrischen Guitarrissmus fallen lassen..... SOL: Eine Frau weiss um die maskuline Zuschreibung und liefert sich der Gitarre aus (laesst sich von ihr ficken, das waere ein Resultat). Versuche ich hier eine Regel abzuleiten, so koennte die lauten: Sie entzieht sich der maskulinen Seite in dem sie nicht mit Johnny schlaeft, sondern mit Lucille (Regel) ..... eine Frau mit Gitarre sitzt der Annahme auf, dass Gitarren mit der/dem SpielerIn verschmolzen sind und erkennt das Instrument daher weder als maskulin noch als feminin (IGNORANTIN waere das, rufen Sie jetzt!) DJT: Neinein.....wir verlassen jetzt nur gerade das Feld des phallozentrischen Guitarrismus: Um sich dann zur Guitarrisstin zu naturalisieren, (also verschmelzen), muss Frau aber ganz schoen performieren, mehr als maennl. Guitarristen - behaupt` ich mal frech: weil Maenner aus ihrer vorzueglichen Geschichte heraus eh schon tendenziell a priori mit Guitarren naturalisiert sind (im speziellen) bzw. mit Technik ueberhaupt (im allgemeinen) ...... anbei Anschauungsbeispiel groesser DJT: Um auf die von ihnen beschriebene Naturalsierung ihres Koerpers im Verbunde mit der phallozentrischen Guitarre durch Performativitaet zurueck zu kommen: Sie haetten dann natuerlich KEIN Problem mit ihrer Geschlechts-Identitaet, weil es ja eben durch die Naturalsierung naturhaft wird, also wie von Gottes Hand geformt & somit von Ihnen, als auch von den anderen naturalisierten Subjekten, die so herumlaufen (heterosexuelle Kleinfamilien zb.) so gelesen wird... oder hab ich da was falsch verstanden?...oder heisst Naturalisierung nicht automatisch: "ich fuehl mich gut, wie ich bin...ich mag mich....man macht mir Komplimente......es ist gut, dass es mich gibt....meine Existenz ist fuer unsere Gesellschaft gut+wichtig.....usw" ? das naturalisierte GUITARREN-TUNTISMUS-Subjekt: "Before the recording session there was Johnny Winter and his guitar. During the session Johnny became the guitar." -spex`79 groesser DJT: Ich moechte nochmal auf die oben beschriebenen Guitarren-Modelle zu sprechen kommen: die maskuline Hard-Body-Guitarre vs. die feminine fragile semi-akustische Guitarre. Diese Dialektik hat uebrigens schon MAN RAY mit seiner Arbeit "Le Violon d'Ingres" beschrieben: groesser DJT: BB Kings "Lucille" faellt ja deutlich in diese Kategorie , also die Gefickte. Im BLUES finden ja eh meist die Guitarren der Kategorie 2 Verwendung.... schliesslich handeln die traurigen Balladen ja auch oft davon, dass "My baby`s gone".... und wenn Andere dann verlauten lassen: "I`m a mannish boy" greifen sie eh`zur spitzen Stratocaster (Kat.1) + lassen das Blechrohr fiepend ueber`n Schnidelwutz streichen...... gut....wir haben hier im antiphallozentrischem Kampfe gerade mal einen rassistischen Subtext, den wir doch schleunigst mal wieder verlassen wollen ............... ..um keine Missverstaendnisse aufkommen zu lassen: Black Blues ist als grosse & feine Leidwerk-Kunst praeformabel fuer djane teutonias Identitaet & tuntistischem Guitarrismus...Blues ist der weissen durigen Imperialisten-Winner-Folklore - bekannt als COUNTRY - allemal & tausendfach vorzuziehen... Der Country-Pop ist ja gegenwaertig im weissen westlichen maskulinen Pop-Kontext wieder sehr populaer, manchmal etwas gebrochen verbraemt als "Todes-Country", wenn sich das mit dem Winner-Tum nicht so ganz ausgegangen ist & die Karriereleiter grad mal etwas bruechig.... Ebenso wird gegenwaertig diese weisse westliche maskuline durige Imperialisten-Folklore gerne im Fem-Pop zitiert, wenn nicht gar einfach nachgemacht.... warum? + auf welche Art&Weise? ................................................................. (Fortsetzung hierzu & zu dem Themenkomplex FEMINISTISCHER LUFT-GUITARRISSMUSfolgt in baelde....) .................................................................................................................................................. discuss with djane teutonia >>>>teutonia@mur.at .................................................................................................................................................. 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