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d  j  a  n  e          t    e    u    t    o    n   i    a



das formgesetz der woge.....versuch ueber pop.....
djane teutonia im gespraech mit richard wagner + theodor w. adorno

DJT:
pop ist eine affektiv aufgeladene alltagskultur......sinn von pop ist kollektive 
identitaetsstiftung.....individuelle identitaetsstiftung sind im allgemeinen nicht 
pop, sondern vielleicht spleen, manchmal avantgarde....uebergaenge ins 
dazwischen werden zb. in der queer(pop)culture begangen, die differenzen 
zulaesst, ja auf differenzialitaet fusst, aber eben unter dem "label" queer 
stroemungen vereint, die sich von majoritaren + maechtigen identitaets-
konstruktionen abgrenzt (von der hetero-normativitaet einerseits, zum 
konformistischen homo-lobbyismus oder schwulen waren-sexismus (koerper-politik) 
andererseits, um nur beispiele zu nennen)
...doch zum queer-dingsda an anderer stelle..

beim populaeren handelt es sich um eine besonders voraussetzungsarme, zugaengliche 
und deshalb demokratische form von aesthetik, von kulturellen gegenstaenden und 
ereignissen. pop ist eine dem kapitalismus zeitgenoessischen stadiums sntsprechende 
art der fiktionalisierung, des seelenbalsams, der massenrituale: die "popmoderne". 
es handelt sich dabei um eine schicht, eine sphaere oder dimension gesellschaftlicher 
phaenomene, in der sich heute alle - und sei es auch nur ein bisschen - zu hause fuehlen. 
seit mitte des 20.jahrhunderts wird in dieser schicht ein guter teil der grossen gefuehle, 
gebunden an namen, gestalten, sounds, rhytmen und melodien , gespeichert und global 
repraesentiert (1) 
lieber richard w. - es muss Sie ja mit wonne erfuellen, dass Sie mit Ihrer gesamtkunst-
werklerisch-musikdramatischen konzeption der gefuelhs-affirmation in Ihrem werk den 
grundstein - nicht nur zu einer nationalsozialistischen aesthetik (neben der ideologie)
+ und aesthetisierung des politischen - sondern auch zu unserer popkultur gelegt haben...... 

RW:
Ein jeder Zuhoerer freut sich ueber einen klaren, melodioesen Gedanken, - je fasslicher 
ihm alles ist, desto mehr wird er davon ergriffen; - der Komponist weiss dies selbst, 
- er sieht,womit er effektuiert und was Beifall gewinnt.  Denn warum ist jetzt so lange 
kein deutscher Opernkomponist durchgedrungen? Weil sich keiner die Stimme des 
Volkes zu verschaffen wusste, - das heisst, weil keiner das wahre, warme Leben packte, 
wie es ist. 
Wir muessen die Zeit packen und ihre neuen Formen gediegen auszubilden suchen; und der 
wird der Meister sein, der deutsch schreibt.

TWA:
jaja.....so ist der komponist anwalt der wirkung + anwalt des publikums im werk. 
sie, werter herr RW. haben ja die erste kapellmeistermusik grossen stils geschrieben, 
die von der gestik des schlagens beherrscht ist - als schlagender kapellmeister verleiht 
der komponierdirigent dem publikumsanspruch terroristischen nachdruck. 
die demokratische ruecksicht auf den hoerer wandelt sich ins einverstaendnis mit den 
maechten der disziplin: in hoerers namen wird zum schweigen gebracht, was nach anderem 
masze fuehlt. der disc-jockey...aeh der komponierende dirigent vertritt und unterdrueckt 
die forderung des individuums, gehoert zu werden. er ist sprecher fuer alle und haelt sie 
zum sprachlosen gehorsam an. ihre musik fingiert die einheit von innen und aussen, 
von subjekt + objekt, anstatt ihren bruch zu gestalten. so wird das beat+sound-bastlerische 
verfahren selber zum agens von ideologie.

DJT:
ich moechte auf den zeitbegriff + zeiterfahrung im pop zu sprechen kommen: 
eigentlich muesste alles revolutioniert werden. als ob das fortschreiten der zeit nicht 
laufend beschleunigt werden muesste. das leben zu einer einzigen abschweifung + 
ausschweifung machen. je glaenzender der glamour, je groesser der pomp. 
pop als droge zu bezeichnen ist nicht unbedingt falsch (2).....
also nix revolution mit der zeit? oder doch: 
ich schreite kaum, doch waehn ich mich schon weit?

RW:
du siehst, mein sohn, zum raum wird hier die zeit.

TWA:
eben! ihr zeit-raum ist eben so statisch wie der zeit- + erkenntniss-raum in 
rave- + ambient-pop-musik! ihre wiederholten musikalischen gesten versinken 
in dem stroemen, aus dem einzig verwandlung sie erheben koennte, sie fuehren 
allenthalben ins auswegslose. dieses formgesetz der woge, diese ewigkeit ihrer 
musik, ist - uebrigens gleich Ihrer "ring-dichtung" - die des nichts-ist-geschehen: 
nichts aendert sich; gerade die individuelle dynamik stellt den amorphen urzustand 
wieder her; die entfesselung der kraefte dient selbst nur der invarianz und damit 
der herrschenden macht! ihre musik gebaerdet sich, als ob ihr keine stunde schluege, 
waehrend sie bloss die stunden + naechte ihrer dauer verleugnet, indem sie 
zurueckfuehrt in den anfang!

RW:
aber das faehrt ab, mensch!

TWA:
das Unbewusste, Triebhafte ist bei ihnen ideologie: musik soll die  entfremdeten 
und verdinglichen beziehungen der menschen anwaermen und klingen lassen, 
als waeren sie noch menschlich

DJT:
herr RW., nicht nur in Ihrer musikdramatischen konzeption mittel des affirmativen 
formgesetz der woge sind Sie praeformabel fuer pop, sondern auch in technischer 
hinsicht bezueglich klang + farb-bildung, eben den sound.
Sie, herr TWA, bezeichnen ja herrn RW auch als "maschinenmeister von bayreuth", 
also als erfinder der sound-maschine

TWA:
ja...wer ganz ganz begriffe, warum haydn im piano die geigen durch eine floete 
verdoppelt, dem koennte aufblitzen, warum die menschheit vor jahrtausenden 
aufgab, rohes getreide zu essen und brot buk, oder warum sie ihre geraete 
glaettete und polierte: die instrumentation des werkes wird teil der gesellschaftlichen 
arbeitsteilung.
ich habe praezise nachgewiesen, dass herr RW die instrumente so einsetzt, dass sie 
sich der unmittelbaren produktion ihres tones entfremden, man hoert dem klang nicht 
mehr an, wie er zustande kommt. es gibt bei RW instrumentalparts, die, obschon als 
obligat durchaus vernehmlich, dennoch gewissermaszen unterhalb der kompositorischen 
oberflaeche zu verlaufen scheinen, aehnlich wie der traum verschiedene schichten 
von praesenz kennt.
was dem einzelnen instrument durch diese technik an spezifischenm klangcharakter 
verloren geht, wird aufgewogen von der moeglichkeit, es bruchlos der 
totalitaet des gesamtklanges einzufuegen.

RW:
in dem wogenden schwall, in dem toenenden schall, in des welt-atems wehendem all 
- ertrinken, versinken - unbewusst - hoechste lust!

DJT:
haja...ueber unsere konzeption des genusses der qual, der leidkultur, reden wir 
dann ein ander mal.....
ich danke fuer das gespraech!


(1) jochen bonz in "sound signatures"- ffm 2001
(2) andreas neumeister in "sound signatures"- ffm 2001
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discuss with djane teutonia >>>>teutonia@mur.at
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